Das Lindetal bei Neubrandenburg ist ein Gebiet von besonderer ökologischer Bedeutung, das sich durch eine vielfältige Landschaft auszeichnet. Es liegt im GGB („Gebiete von gemeinschaftlicher Bedeutung“) Burg Stargard (DE 2446-301) und umfasst verschiedene Lebensraumtypen, die nach Anhang I der FFH-Richtlinie geschützt sind. Die Landschaft des Lindetals besteht aus einer Mischung von Wäldern, Wiesen und kleinen Wasserläufen. Diese Vielfalt an Lebensräumen bietet zahlreichen Pflanzen- und Tierarten einen geeigneten Lebensraum.
Besonders hervorzuheben sind die mageren Flachland-Mähwiesen und die Auenwälder, die zu den prioritären Lebensraumtypen gehören. Das Landschaftsschutzgebiet „Lindetal bei Neubrandenburg“ spielt eine zentrale Rolle im Erhalt dieser Biodiversität. Es beherbergt eine Vielzahl von Pflanzen- und Tierarten, darunter auch einige seltene und gefährdete Arten.
Am 17.09.24 um 09:30 Uhr startete die Exkursion am Parkplatz “Hinterste Mühle” mit den Erstsemestern des Studiengangs “Naturschutz und Landnutzungsplanung” der Hochschule Neubrandenburg. Im Rahmen des ersten Semesters nehmen die Student*innen an verschiedenen Exkursionen teil, um die ersten fachlichen Grundlagen zu erlangen, sich kennenzulernen und die Gegend rund um Neubrandenburg zu erkunden. Bei dieser Exkursion wurde das Lindetal und die dort vorkommenden Lebensraumtypen mit dem Fahrrad entdeckt. Zunächst führte der Weg durch den Forst bis zu einer Lichtung. An diese schließen sich weitläufige Weideflächen an, die von einem ortsansässigen Schäfer bewirtschaftet werden. Inmitten einer dieser Weideflächen erhebt sich ein Hügel, der unter anderem von größeren Weißdorn-Sträuchern eingefriedet und teilweise bewachsen ist. Hier liegt der Lebensraumtyp 6210-57. Der Trockenrasen befindet sich in einem guten Erhaltungszustand (EHZ B) und weist einige charakteristische Arten wie Golddistel (Carlina vulgaris), Breitblättrigen Thymian (Thymus pulegioides) und die Skabiosen-Flockenblume (Centaurea scabiosa) auf. Vor Ort wurde den Student*innen die Wichtigkeit des Erhalts dieses Lebensraumtyps nähergebracht und erläutert, wie eine “ideale” Nutzung dieses Standorts aussehen könnte und welche Gefährdungsursachen bestehen. Weiterhin wurde der von den Mitarbeiterinnen der Station erstellte Steckbrief erläutert, welche alle relevanten Informationen zu dieser Fläche zusammenfassen.
Anschließend ging es zu einem weiteren Trockenrasen (LRT 6210-62), der sich in unmittelbarer Nähe auf einem Hang am Waldrand befindet. Dieser schmale Streifen ist in einem sehr guten Zustand (EHZ A). Die Vegetationsperiode ist zum jetzigen Zeitpunkt im Wesentlichen abgeschlossen, weshalb die lebensraumtypischen Arten nicht mehr zu sehen waren. Deutlich zu erkennen waren jedoch die Kotrückstände der Schafe. Der nächste Stopp fand auf der LRT-Fläche 6430-58 statt. Die feuchte Hochstaudenflur stellt exemplarisch dar, wie es um den allgemeinen Zustand der Lebensraumtypen in Mecklenburg-Vorpommern bestellt ist. Die kleine Fläche ist deutlich eutrophiert, Brennnesselbestände und aufwachsender Knöterich dominieren den LRT. Die Pflege bzw. der Erhalt dieser kleinen Splitterflächen ist häufig kaum möglich. Der schlechte Zustand und die abgelegene Position dieser Hochstaudenflur führen dazu, dass die Priorisierung eher auf größeren, gut erhaltenen Flächen liegt. Kleinere Flächen verschwinden dann eher. Die Exkursion führte weiter zur Burg Stargard. Unterhalb der Burg liegt die magere Flachland-Mähwiese (LRT 6510-59) sowie ein daran anschließendes degradiertes Niedermoor (LRT 7230-61).
Auf der Wiese wurde den Studierenden erläutert, wie sich die Artenzusammensetzung dieses Lebensraumtyps verändert, wenn die Nutzung nicht LRT-gerecht erfolgt. In diesem Fall wird die Wiese beweidet, was dazu führt, dass sich kleine Weißdornsträucher ausbreiten und wiesige Arten teilweise verdrängt werden. Schafe weiden sehr selektiv, was sich in der Artenzusammensetzung bemerkbar macht. Die Beweidung fördert das Wachstum von Hochgräsern und Wiesenstauden. Das angrenzende Niedermoor befindet sich in einem schlechten Erhaltungszustand (C). Der niedrige Grundwasserstand, die ausbleibenden Niederschläge der vergangenen Jahre und die weiterhin vorhandenen Entwässerungsgräben haben diesen Zustand begünstigt. Die LRT-Fläche weist aktuell kaum charakteristische Arten auf; vorhandene Arten sind eher den feuchten Wiesen zuzuordnen. Bei gleichbleibendem Wasserregime würde sich der Zustand des Moores weiter verschlechtern. Eine Anhebung des Wasserstandes sowie die Einstellung der Entwässerung sind notwendig, um den LRT zu erhalten.
Gemeinsam mit den Student*innen und den Professoren Jens Hoffmann und Thorsten Lipp haben wir die Fragen erörtert, wie und warum man diese Lebensraumtypen schützt und was notwendig ist, um sie langfristig zu erhalten. Es wurde deutlich, dass noch erheblicher Handlungsbedarf besteht und langfristige Strategien erforderlich sind, um diese Grenzertragsstandorte auch zukünftig zu nutzen und zu pflegen. Zudem wurden im Verlauf der Exkursion verschiedene Begriffe besprochen und erklärt, die die Grundlage für ein umfassendes Verständnis von NATURA 2000 bilden.